"Der größte Wettbewerbsvorteil in der modernen Wirtschaft ist eine optimistische und engagierte Einstellung.“ — Shawn Achor
Mit der frohen Botschaft, dass engagierte Mitarbeiter der größte Wettbewerbsvorteil sind, hat Shawn Achors schon viele Vorträge gehalten, Bücher geschrieben und Länder in aller Welt bereist. Wer in Dimensionen von Wettbewerb denkt oder freier Innovation, der muss sich Mitarbeitermotivation als Konzept genauer beschäftigen.
Der Harvard-Absolvent Achor hat den Begriff der positiven Psychologie im letzten Jahrzehnt maßgeblich hierzu geprägt: Oft priorisieren wir bei der Arbeit ganz andere Dinge statt höherer Motivation, wir fokussieren uns auf die nächste Aufgabenstellung, das nächste Quartal, die nächste Beförderung. Das geht auch Vorgesetzten so und so bleibt die Motivation als wichtigstes Momentum auf der Strecke.
Glück ist ein Versprechen, das immer hinter dem nächsten Ziel zu erwarten ist. Das man aber mit zunehmendem Erfolg auch zunehmend glücklicher ist, stimmt natürlich nicht. Sobald wir eine Hürde überwunden haben, setzen wir den Maßstab einfach höher — immer müssen wir noch ein bisschen erfolgreicher werden. Die steigende Anzahl an Burnout und Depressionen zeigt deutlich, dass wir unsere grundsätzlich Arbeitsethik ändern müssen, um nicht nur einen erfolgreichen, sondern auch einen glücklichen, nachhaltigen und lebenswerten Alltag erfahren zu können.
Wenn sich — ganz unabhängig von dem derzeitigen Erfolg der Firma — eine positive Arbeitskultur schaffen lässt, profitieren davon nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch die Führungskräfte eines Unternehmens enorm. Laut dem Harvard Business Review belegen mehrere Meta-Studien, dass glückliche Mitarbeiter bis zu 31% produktiver sind.
Welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um die Mitarbeitermotivation in Ihrem Unternehmen zu steigern, das haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengestellt.
Abbildung: Glückliche Mitarbeiter sind 31% produktiver
Werden diese Maßnahmen ergriffen, können sich für den Betrieb viele Vorteile ergeben. Zum Beispiel:
Was man genau darunter versteht, haben wir hier zusammenstellt:
2019 betrug die Lebensarbeitszeit in Deutschland im Durchschnitt über 39 Jahre. Eine ganz schön lange Zeitspanne, die wir jeder Einzelne natürlich in einer positiv geprägten, anerkennenden und wertschätzenden Atmosphäre verbringen möchte. Diese materiellen Faktoren können ein Teil dieser Atmosphäre sein, und das Gefühl vermitteln, auch von den Arbeitgebern und den Führungskräften gesehen zu werden.
Hybride Maßnahmen sind eine Mischung aus extrinsischer und intrinsischer Motivation. Sie werden vom Unternehmen durch monetäre Mittel gestellt, ihre Durchführung ist aber nicht nur zweckgebunden sondern kann für die Belegschaft auch sinnstiftend sein und zu einer gelungenen Unternehmensidentifikation beitragen. Hybride Maßnahmen sind zum Beispiel:
Gerade für die Generation Y und Z werden Hybride Maßnahmen zur Mitarbeitermotivation immer entscheidender. Denn heute ist nicht mehr unbedingt Sicherheit das höchste Gut.
Besonders gut ausgebildete Fachkräfte setzen auch auf ein hohes Maß an Lebensqualität — nicht nur Zuhause, sondern auch an der Arbeitsstelle.
Ältere Führungskräfte, für die Pflicht an erster Stelle in Ihrem Leitbild stand, mögen es belächeln - man kann es aber auch einen Fortschritt nennen.
Immaterielle Maßnahmen sind ausschließlich für die intrinsische Motivation der Mitarbeiter zuständig. Eine hohe intrinsische Mitarbeitermotivation ist ideal, allerdings ist sie schwer messbar.
Man kann sich ihr aber durch bewusste Fragen zu verschiedenen Faktoren annähern.
Zum Beispiel:
Um die Mitarbeitermotivation in ihren Krankenhäusern und den Zusammenhalt im Betrieb zu steigern, hat das Ochsner Health System den sogenannten „10 feet / 5 feet“ Weg ausgetüftelt.
Das Ochsner Health System leitet insgesamt über zwölf große Krankenhäuser in der USA, der Verband hat seinen Hauptstandpunkt in Louisiana. Über 11.000 Angestellte wurden darum gebeten, ihr Verhalten im Umgang miteinander folgendermaßen zu verbessern. Sie sollten Kollegen, die mindestens drei Meter entfernt waren, mit Augenkontakt und einem Lächeln zu grüßen. Bei einem Abstand von 1,5 Metern sollten sie sich auch verbal begrüßen (alles außerhalb von Corona-Zeiten natürlich).
Nach dieser Instruktion konnte Ochsner im Betrieb einen signifikanten Anstieg an Visiten der Fachkräfte feststellen, und 5% mehr Patienten als bisher gaben im Feedbackbogen an, mit dem Aufenthalt zufrieden zu sein. Der soziale Support untereinander verbesserte also nicht nur die Unternehmenskultur und die Leistung der Fachkräfte, sondern hatte auch Effekte auf die Zufriedenheit der Patienten.
So formell wie Ochsner muss man das natürlich nicht machen, doch trotzdem gibt es einige Maßnahmen, um die Mitarbeitermotivation im Unternehmen deutlich zu verbessern. Die besten sechs Maßnahmen haben wir Ihnen hier zusammengestellt:
Die Verantwortung für eine gelungene Mitarbeitermotivation ist von vielen Faktoren abhängig. Trotzdem sollten sich maßgeblich die Führungskräfte in Verantwortung dafür sehen, die Motivation ihrer Belegschaft nachhaltig umzusetzen und zu steigern.
Durch Aufenthaltsräume oder gemeinschaftliche Abstimmungen und Unternehmungen lässt sich eine nachhaltige Unternehmenskultur aufbauen. Ein gutes Hilfsmittel für die Interne Kommunikation kann die Mitarbeiter-App sein.
„Alles reden ist sinnlos, wenn das Vertrauen fehlt“ sagte schon Franz Kafka. Fachkräfte, Verantwortung übertragen zu bekommen und in wichtige Entscheidungsprozesse muteinbezogen zu werden, kann die Identifikation mit dem Unternehmen enorm stärken und die Mitarbeitermotivation maßgeblich verbessern.
Bei steigenden Mieten, erhöhten Lebenskosten und immer mehr getrennt erziehenden Elternteilen ist das Gehalt zunehmend entscheidend. Es legt offen, wieviel die persönliche Lebenszeit und Expertise der Fachkräfte dem Arbeitgeber wirklich wert ist. Obwohl das Gehalt zu den extrinsischen Maßnahmen gehört, sollte seine Wirkung nicht unterschätzt werden.
Laut der HAYS Studie aus dem Jahr 2019, sind 71% der Fachkräfte davon überzeugt, dass weder die Automatisierungswelle noch die durch künstliche Intelligenz gestützten Software-Programme ihrer wissensbasierten Arbeit mittel- oder langfristig etwas anhaben können. Aufgrund ihres Know-hows gehen sie davon aus, von den digitalen Rationalisierungswellen eher nicht betroffen zu sein.
Fachkräfte und Mitarbeiter sehen der Digitalisierung weit weniger gelassen entgegen: Von Ihnen sind 58% überzeugt, dass sie ihr erlerntes Wissen und ihr Methodenset im Zuge der Digitalisierung immer häufiger über Bord werfen müssen.
Gerade jüngere Menschen fürchten um ihre Jobpositionen und möchten sich weiterbilden, um auch in Zukunft ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt behalten und steigern zu können. 59% der Studienteilnehmer würden für Fortbildungen sogar ihre Freizeit opfern.
Doch das Potential, die Mitarbeiter in ihrer Entwicklung zu fördern und damit die Mitarbeitermotivation signifikant zu steigern, wird von den meisten Arbeitgebern noch immer übersehen. Laut HAYS Studie 2019 geben 62% der befragten Wissensarbeitern (also hoch qualifizierte Fachkräfte und klassische Führungskräfte) an, dass sie sich in Eigenregie weiterbilden.
Wer seine Fachkräfte unterstützt, der gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit und kann eine langfristige Zufriedenheit gewährleisten. Denn nur wer weiß, dass er gerade nichts verpasst und in der eigenen Karriere nicht auf der Strecke bleibt, wird langfristig motiviert im Unternehmen bleiben.
Auch flexible Arbeitszeiten werden immer wichtiger, jetzt — für viele Arbeitnehmer mit Schreibtischjobs nach der langen Home Office Zeit — mehr denn je. Zudem gibt es immer mehr alleinlebende und getrennt erziehende Eltern, die auch neben der Arbeit Zeit brauchen, um den Alltag zu meistern. Flexible Arbeitszeiten zeigen nicht nur, dass die Führungsebene Vertrauen in die Arbeitsleistung ihrer Fachkräfte hat, sondern auch, dass sie im 21. Jahrhundert angekommen sind und bereit sind, sich mit neue Konzepte für die produktive und effektive Arbeitsleistung zu beschäftigen. Hybrid Office, also sowohl im Office als auch zu Hause arbeiten zu können ist ein besonders motivierendes Konstrukt, dass über kurz oder lang für viele Berufe ein Standard werden wird. Das gilt aber auch ganz sicher und immer mehr für Jobs, die nicht in der Verwaltung und im Home Office stattfinden können. Flexibilität in der Arbeitsplatzgestaltung, agile Vorgehensweise und unkomplizierte Lösungen. Vertrauensarbeitszeit statt Stechuhr. Damit solche Konstrukte nicht Misstrauen befördern, ist es besonders wichtig, die Präsenzlücke mit Kommunikation zu füllen. Und zwar in beide Richtungen, interaktiv, Top-Down genauso wie Bottom-Up. Dies aktiv zu forcieren, stützt die Motivation der Belegschaft insgesamt wie auch individuell. Und von einer insgesamt motivierten Belegschaft haben alle etwas, das ist einfach, tja, motivierender! Jeden Tag.
Text: Sophia Fritz & Markus Bußmann, Illustrationen: Beatriz Simoes